Seiten

Samstag, 23. Dezember 2017

342

In den vergangenen Tagen habe ich mich mit Volkswirtschaft als Wissenschaft und mit Volkswirten als Wissenschaftlern auseinandersetzen müssen. Die Eindrücke sind bedrückend.

Da ist zunächst dieser radikal verkürzte und verengte Zugang zu Sein und Existenz über die Figur des homo oeconomicus. Allein diese Figur voraussetzend, werden mit einem überdehnten quantitativ-empirischen Methodenaufwand allzu dürftige Problemstellungen bearbeitet. Als Ergebnis lassen sich bloß schlichte Korrelationen, nur sehr selten eindeutige Kausalitäten präsentieren. Konfrontiert man nun diese Korrelationen und Kausalitäten mit der konkreten Wirklichkeit, so müssen sie nahezu vollständig zurückgenommen werden. Behaupten kann man allenfalls ein höchst brüchiges Allgemeines, niemals ein handfestes Einzelnes.
Allerdings wird das brüchige Allgemeine von Volkswirtschaft als Wissenschaft so vorgestellt, als eigne es sich zur Orientierung von Wirtschaftspolitik, als könne es dem Wirtschaftspolitiker tatsächlich raten. Das ist lächerlich, geradezu gefährlich. Da wird etwas als verlässlich angeboten, von dem wir eigentlich wissen, dass es in keiner konkreten Wirklichkeit Bestand haben kann. Die quantitativ-empirische Volkswirtschaft als Wissenschaft wird – früher oder später – von jeder konkreten Wirklichkeit ausgehebelt. In ihr spiegeln sich damit in besonders bedrückender Weise Habitus und Schicksal jeder, vor allem jeder empirischen Gültigkeitswissenschaft: Selbstüberschätzung und Scheitern.

Anmerkung: Das Schicksal der (empirischen) Gültigkeitswissenschaften lässt sich übrigens nicht durch Interdisziplinarität, durch die Zusammenführung und (Neu-) Komposition verschiedener Gültigkeitsrationalitäten abwenden. Interdisziplinarität kann allenfalls verschleiern und verklären, nicht retten.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen