Behauptet ist mit diesem Zugang ein Glaube, der die substanzielle Wahrheit, die er annimmt, gerade deshalb für wahr hält, weil diese sich Vernunft und Erfahrung verweigert, weil sie Vernunft und Erfahrung geradezu widerspricht. Fragwürdig an diesem Credo ist, dass es potenziell jede beliebige Substanz für wahr halten und erklären kann, die nicht wirklich ist, die sich dem (teilbaren) Vernehmen und damit auch der (teilbaren) Erfahrung entzieht. Dessen ungeachtet ist in jenen Sätzen Tertullians und Augustins, die diesem Credo nahe kommen, etwas Zutreffendes geahnt: Das messianische Ereignis spricht im historischen Kontext in ein Denken und Leben, das nichts anderes kennt als (universale und ewige) Gültigkeiten, das sich allein auf (universale und ewige) Gültigkeiten zu stützen und zu verlassen vermag, ein durchaus absurdes Evangelium. Alles Gültige darf als aufgehoben und überwunden, als ungültig begriffen werden. Und außer dieser Ungültigkeit ist nichts Verlässliches gegeben.
In einem Gespräch über das Credo quia absurdum, dem ich kürzlich lauschen konnte, zeigt sich ein Professor der Theologie dankbar, dass er selbst nicht (bloß) das Absurde glauben müsse. Das sei ihm nämlich unmöglich. Er sagt damit, dass sich sein Glaube vor allem auf Gültigkeiten stützt, die er selbst für zuverlässig hält.
Mein erster Gedanke: Wie sehr uns doch unsere Natur auf bestimmte Interpretationen festlegt. Manchen Naturen ist es schlechtweg unmöglich, sich auf das Absurde zu stützen. Mein zweiter Gedanke: In einer Zeit, in der wir nicht-wirkliche Wirklichkeiten kennen, die uns nahe legen, unsere Wirklichkeit für nicht wirklich zu halten, die unsere Wirklichkeit zumindest mit Nicht-Wirklichkeit bedrohen, scheint es mir gar nicht mehr so absurd zu sein, die Ungültigkeit unserer Wirklichkeit als das noch bleibende Verlässliche anzunehmen. Vielleicht ist die Annahme der Ungültigkeit sogar die letzte verbleibende Zuflucht für unsere (teilbare) Vernunft und unsere (teilbare) Erfahrung.
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