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Montag, 29. Mai 2023

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Eine Beobachtung zur Verunsicherung der Geschlechter: Auf der Suche nach Identität fliehen Menschen vor Rollenidealen, denen sie nicht gerecht werden können oder wollen. Dabei fliehen sie allerdings hinein in Rollenideale, denen sie ebenso wenig gerecht werden können oder wollen. Suchend und fliehend, fliehend und suchend bleiben Menschen so oder so gefangen im Symbolischen, im Repräsentativen, gefangen vor allem auch in einer stets irreführenden und nie wirklich vorfindlichen oder erfahrbaren Vorstellung von Eindeutigkeit.
Gerade auch in der Verunsicherung der Geschlechter könnte die fiktive Überwindung des Symbolischen, des Repräsentativen seine befreiende Wirkung entfalten. Sie könnte befreien zur Anerkennung und Handhabung dessen, was natürlich wie kulturell vorfindlich und nicht oder nur in engen Grenzen variabel ist. Sie könnte zugleich befreien zur Anerkennung und Handhabung dessen, was daneben und darüber hinaus natürlich wie kulturell auch noch wirklich und möglich ist. Die fiktive Überwindung des Repräsentativen könnte also zu dem befreien, wonach wir in der Verunsicherung der Geschlechter und der Verwirrung der Rollenideale letztlich suchen: zu wirklicher Diversität, gerade auch in unserer eigenen Person.

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