Donnerstag, 20. Oktober 2022
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Die zunehmend zur Schau gestellte Identitätsoffenheit der gegenwärtig heranwachsenden Generation nicht zuletzt in geschlechtlicher Hinsicht ist Ausdruck einer kulturell eingeprägten Sehnsucht: der Sehnsucht danach, die eine Identität hinter sich lassen zu können und in einer anderen Identität Zuflucht zu finden. Hinter dieser Sehnsucht verbirgt sich wiederum ein dem Christentum entwachsener Unwille der Aufklärung: der Unwille, die Wirklichkeit als solche anzuerkennen, gerade auch in der je eigenen Person, gerade auch in der je eigenen Identität. Dieser im Kern christliche Unwille äußert sich heute im Raum der Geschlechtlichkeit als transformatorischer Absolutismus der Nicht-Identität, als Absolutismus der unendlichen Identitätsverweigerung hier, als Absolutismus der unendlichen Identitätskonstruktion dort. Beide Absolutismen nötigen zu einer unendlichen Offenheit, die eine Ankunft in irgendeiner Identität, die auch so etwas wie Selbstannahme dauerhaft unmöglich macht.
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