Der (gerade auch christlich) hervorgebrachte Mensch der sogenannten Moderne ist nicht mehr in der Lage, interpretatorisch an zwei voneinander unterschiedenen Wirklichkeiten festzuhalten. Er kennt allein noch eine Wirklichkeit: die Wirklichkeit der Welt. Diese Welt wird ihm Einziges und Alles, sie gewinnt unentrinnbare Macht über ihn. Sie befiehlt ihm, allein noch in ihr das Heil zu suchen. Gehorsam unterwirft der moderne Mensch die Welt einer radikalen, vor allem auch technischen Optimierungskur. Was er allzu spät bemerkt: Die Weltwirklichkeit kann das, was sie verspricht, nicht einlösen. In all ihrer kausalen Komplexität und Kontingenz schlägt sie unerbittlich, gnadenlos zurück.
Das eigentlich Irritierende am gestrigen Aufschrei: Der moderne Mensch will offenbar nach wie vor nicht von seinem Paradigma lassen. Er glaubt nach wie vor, die Weltwirklichkeit mit modernen Interpretationen und mit modernen Mitteln seinen modernen Heilszwecken entgegenbiegen zu können.
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