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Freitag, 24. Februar 2017

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Es liegt eine paulinische, marcionitische, reformatorische Aufgabe vor uns: die Aufgabe, den abrahamitischen (reservativen) Glauben aus der religiös-metaphysischen Gefangenschaft zu befreien, aus der Gefangenschaft jüdischer, griechischer, römischer Religion und Metaphysik, die im abendländischen Christentum zueinander finden und heute in säkularer Gestalt auftreten.

Im Kampf gegen Religion und Metaphysik sehe ich derzeit keinen besseren Mitstreiter, als den (neuen) historischen Materialismus. Allerdings wird auch dieser einst von sich feststellen müssen, dass er Geschichte ist. Derzeit wähnt er sich in der Rolle des Zwerges, der die Puppe (Theologie) tanzen lässt, um zuletzt den Sieg davon zu tragen (Walter Benjamin). Tatsächlich aber muss die Rollenverteilung eine andere sein: der historische Materialismus (Puppe) an den Fäden des Glaubens (Zwerg). Agamben spricht in Anlehnung an Benjamin davon, er sei so vollgesogen mit Theologie (im religiös-metaphysischen Sinne), dass am Ende keine Theologie mehr übrig bleibe. Das ist auch die Aufgabe des Glaubens: Er muss sich so vollsaugen mit historischem Materialismus, dass von diesem am Ende nichts mehr übrig bleibt.

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