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Mittwoch, 21. Dezember 2016

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In einer Spiegel-Kolumne ist gestern Abend zu lesen, Weihnachten dürfe nach Berlin nicht ausfallen. Jetzt sei es wichtig, nach Hause zu fahren, gemeinsam mit der Familie zu diskutieren und zu trauern – und sich auf die Werte zu besinnen, für die dieses Fest stehe. Im Sinn hat die Autorin dabei Werte wie Demokratie, Offenheit und Menschlichkeit – also einige magere Säkularisate der christlichen Religion.
Kann man Weihnachten eigentlich auch reservativ feiern? Durchaus, auch und gerade jetzt, auch und gerade nach Berlin. Ein reservativ begriffenes Weihnachtsfest ist allerdings kein Fest der Werte. Es ist ein Fest der Freiheit von Werten, und es ist ein Fest der Freiheit von Angriffen auf Werte. Es ist ein Fest der Freiheit von Wohlstand und Armut, von Segen und Fluch zugleich. Es ist ein messianisches Fest der Freiheit von der Weltwirklichkeit, ein Fest der Erinnerung daran, dass die Weltwirklichkeit nicht die Heimat des reservativ Glaubenden ist. Zu diesem Fest sind Geschenke nicht unpassend. Aber vielleicht lassen sich ja Geschenke finden, die nicht zusätzlich an die Weltwirklichkeit binden, sondern die als reservatives Symbol dienen, als Erinnerung an die geglaubte Freiheit.

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