Dieser Freiheitsbegriff ist in mehrfachem Sinne ein überheblicher. Mit ihm gaukeln wir uns vor allem vor, unser Bewusstsein sei etwas der Natur Enthobenes, etwas den Bedingtheiten des Wirklichen Entrücktes. Abgesehen davon, dass diese Gaukelei mittlerweile längst als solche durchschaut ist: Sie reizt uns einerseits zwar zu beeindruckenden schöpferischen Akten (wobei wir tatsächlich nichts aus dem Nichts erschaffen, sondern bloß natürlich funktionieren), sie reizt uns damit aber zugleich auch zu unausgesetzter, aggressiver Wirklichkeitsdestruktion (alles Neue ist immer Destruktion des Vorhandenen).
Es gilt, einen veränderten Freiheitsbegriff ausfindig zu machen, einen demütigen und demütigenden Freiheitsbegriff, der als bloß uneigentliche Bezeichnung begriffen wird und der uns nicht länger destruktiv durch das Wirkliche hindurchtreibt. Weniger destruktiv wäre etwa ein messianischer Freiheitsbegriff. Messianische Freiheit ließe sich vielleicht als Vermögen begreifen, im kontingenten und paradoxen Dickicht unablässig sich wandelnder Relationen des Wirklichen das eigene, selbst immer als bewirkte Ursache begriffene Wollen und Entscheiden durch aufmerksame Interpretation und Selbsterinnerung so zu prägen und auszurichten, dass im unmittelbar von Wollen und Entscheiden betroffenen Wirklichkeitsraum die regulären, erwartbaren Kausalitäten unterbrochen, also in ihrer Dynamik abgefedert und gedämpft werden, dass der durch Wollen und Entscheiden immer auch aufgebaute, destruktive Druck abgefangen, aufgefangen, umgeleitet und abgeleitet wird.
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