Ich kann und will noch nicht viel zu meinen Wahrnehmungen sagen, lediglich einige erste Intuitionen. Insgesamt hinterlässt die Fortsetzung dieser für mich so nützlichen Geschichte in mir eine kaum zu verdrängende Traurigkeit. Vor allem wohl deshalb, weil ich Lana Wachowski gewünscht hätte, zur Eindringlichkeit des ersten Teils zurückfinden zu können. Angesichts dessen, was uns Resurrections über uns selbst zu sagen vermag, ist der Film zu pompös und zu verspielt.
Dessen ungeachtet lese, gebrauche ich den Film als Mahnung, für mich selbst geradezu als Anklage:
Gut und Böse waren schon immer schwer unterscheidbar, sind heute ununterscheidbarer denn je. Es gilt wach und wachsam zu bleiben, vor allem auch gegenüber sich selbst. Jede Form der Selbstsicherheit ist immer zugleich eine Form der Selbsttäuschung.
Wer einschläft, wer die Distanz zur eigenen Innen- und Außenwelt verliert, der wird unvermeidlich Teil des Systems, der wird Diener des Systems. Und Diener des Systems verlieren unvermeidlich die Fähigkeit zu fliegen. Oder um ein biblisches Bild aufzugreifen: Diener des Systems, Diener der Weltwirklichkeit verlieren die erste Liebe.
Wake up! Das ist und bleibt der Ruf, dem wir uns alltäglich stellen müssen, die Berufung, die nicht alltäglich werden darf. Und diese Berufung meint immer und unvermeidlich auch Vereinzelung. Jede Menge, jede Masse (selbst die vermeintlich widerständige) ist schläfrig und einschläfernd – sie mag noch so aufgeweckt, anregend, aufregend erscheinen. Nur wenige Sätze aus Resurrections werden uns im Gedächtnis bleiben. Einen davon verdanken wir Agent Smith. Der Unterschied zwischen ihm und Neo, so Smith, liege darin, dass grundsätzlich jeder Neo sein könnte, dass er selbst, Smith, dagegen immer schon jedermann war. Treffender kann man Verhältnis und Zustand von Einzelnem und Allgemeinem nicht formulieren.
In diesem Jahr in diesem Sinne: Frohe Weihnachten!
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