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Sonntag, 17. Mai 2020

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Was im Kairos zusammenfallen muss (siehe auch Nr. 500).

Fügung: Die im Fluss des Chronos sich als fragmentiert und widerständig erweisende Wirklichkeit zeigt sich im Kairos plötzlich und überraschend als sich fügend, als fügsam, als gefügig.

Takt des Urteils (Clausewitz): Während sich die Wirklichkeit unerwartet fügt, muss ihr Gang aufmerksam und sensibel beobachtet, vorausgeahnt, durchschaut werden.

Tatkraft: Das Urteil bleibt wirkungslos ohne die Tat. Nun zählt nicht, was zu tun wäre. Es zählt allein, was getan wird. Ruhe- und rastlos. Im Takt der Wirklichkeitsentwicklung.

Ignoranz: Im Fluss des Chronos ist vieles gleichzeitig wichtig, im Kairos darf sich der Blick allein auf das richten, was hier und jetzt Not tut. Lass die Toten ihre Toten begraben.

Durchhaltewillen: Kairos ist selten bloß ein Augenblick, ist nicht selten eine Spanne. Diese Spanne gilt es auszuhalten und auszufüllen. Kein Krieg ist gewonnen, bevor nicht die letzte Schlacht geschlagen ist.


Erste Anmerkung: Fehlt die Fügung, so gibt es gar keinen Kairos, den man beim Schopfe packen könnte. Fehlen Takt des Urteils, Tatkraft, Ignoranz oder Durchhaltewillen, so hascht die Hand ins Leere, die Gelegenheit versinkt im Chronos.

Zweite Anmerkung: Es gibt auch eine Fügung des Bösen. Es gibt einen Kairos, dem man sich entziehen muss wie Josef der Frau des Potiphar.

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