Freitag, 20. Mai 2022
838
Die vergangenen Wochen waren weltpolitisch ereignisreich. Russlands Kriegsgeschrei, Russlands Krieg schlägt insbesondere die Staaten der Nordhalbkugel in seinen Bann.
837
Die Arbeit an 2 Thess 2 hat mich in meiner Interpretation noch einmal nachdrücklich geklärt und stabilisiert. Dabei eine Selbstbeobachtung: Je sicherer ich mir meines Denkens und dessen Praxis werde, desto schwächer wird mein Mitteilungs- und Überzeugungsbedürfnis. So etwas wie missionarischen Eifer nehme ich in mir gar nicht mehr wahr.
Ich vermute einen Zusammenhang. Eine Dimension dieses Zusammenhangs könnte sein: Je klarer mir die Struktur meines Denkens vor Augen steht, desto geringer will mir die Wahrscheinlichkeit erscheinen, dass andere je ähnlich denken könnten. Mein Denken ist schlechtweg existenzbedingt. Und so bleiben zuletzt allein Stille und stille Praxis.
Freitag, 13. Mai 2022
836
Mein Unbehagen in der Mikrokultur, in der ich mich lebensgeschichtlich gerade aufhalten muss: Ihre Eigentümlichkeit, ihr Wesensmerkmal ließe sich vielleicht als distanzlose Beziehungslosigkeit beschreiben. Damit fehlen dem menschlichen Miteinander hier gerade jene zwei Eigenschaften, die gegeben sein müssen, wenn so etwas wie soziales Wohlbefinden werden soll.
835
Bei Welzer einen schlichten aber folgenreichen Satz entdeckt, der wiedergibt, was ich an mir selbst beobachte: „Wissenschaft hat mich nur so lange interessiert, wie ich auf der Suche nach einer Antwort auf eine Frage war“. Wozu also noch Wissenschaft, wenn die Frage beantwortet ist? Wozu Wissenschaft, wenn sie für mich bloß noch blutleere Funktion sein kann?
Randbemerkung zu Welzers Versuch zu einer Kultur des Aufhörens: Es will mir so scheinen, als liege Welzers Interesse am Aufhören darin, dass er durch Aufhören Raum schaffen möchte für Neues, Anderes. Welzers Aufhören ist also nicht zweckfrei. Damit bleibt es letztlich im Schema der modernen Rastlosigkeit.