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Sonntag, 28. März 2021

698

Für die Handhabung des Corona-Ereignisses die Metapher des Krieges aufzubieten, erscheint zumindest fragwürdig. Und doch gibt es eine nicht unwesentliche Parallele: Corona lässt sich, wie auch der Feind im Krieg, nicht mit Verfahren besiegen. Hier stößt die politische Maschine, wie sie sich insbesondere in Deutschland etabliert hat, sichtlich an ihre Grenzen.

697

Die politische Verewigung des Ausnahmezustandes, die Agamben befürchtet und für die sich gegenwärtig tatsächlich nicht wenige Anzeichen finden lassen, entspringt nicht etwa dem (bösen) Willen zu politischer Entbundenheit, dem (bösen) Willen zur Entbindung des Politischen. Im Gegenteil. Zur Verewigung der Ausnahme neigt jede Politik, die sich unbedingt gebunden sieht, die sich in guter, vielleicht in bester Absicht an irgendeine Absolutheit als Gültigkeit hängt. Das politische Problem der Ausnahme ist letztlich nur Folge der Unterwerfung des Politischen unter ein Absolutes – es sei physischer, metaphysischer oder religiöser Natur.

Sonntag, 14. März 2021

696

Neulich ein kleiner Disput mit einer Kollegin über die Notwendigkeit der Anerkennung virtueller Kompetenz. Ich habe das Gespräch rasch versanden lassen. Die Kollegin ist klug, richtet ihre Klugheit aber offenbar vorrangig oder gar ausschließlich auf das Funktionale.

695

Problem des Menschseins: die Bestimmung des Verhältnisses von Bewusstsein und Natur. Unser Bewusstsein scheint durchaus nicht unabhängig zu sein von unserer Natur, ist also in gewissem Sinne selbst Natur. Es scheint jedoch nicht in unserer Natur aufzugehen. Da gibt es offenbar, möglicherweise so etwas wie einen nicht-natürlichen, außer-natürlichen, naturfreien Rest.
Wie auch immer. Fehler des Menschseins: die mehr oder weniger scharfe Identifikation des Gegensatzpaares von Bewusstsein und Natur mit Gegensatzpaaren wie Eigentlichkeit und Uneigentlichkeit, Licht und Finsternis, Gut und Böse, Gott und Teufel – wobei, je nach Vorprägung und Absicht, sowohl das Bewusstsein als auch die Natur als das Eigentliche, das Lichte, das Gute oder das Göttliche begriffen werden können.
Wer, wie etwa unsere gesamte religiöse und metaphysische Tradition, dieser intuitiven Identifikation in welcher Ausprägung auch immer Folge leistet, der geht in seinen Wirklichkeitsinterpretationen unvermeidlich in die Irre.

694

Was ich lesen möchte und muss, ist nun nicht mehr ohne größeren Aufwand zuhanden. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen eigenen Bücherbestand zu erweitern und die Leerräume im neuen Regal zu füllen. Vor mir liegt gerade ein Stapel jener Texte von Giorgio Agamben, die mein Denken angezogen und angeschoben haben.

Freitag, 5. März 2021

693

Jugendsprache. Schön und gut. Wenn ich allerdings, um als Teil der Gruppe anerkannt zu werden und dort sogar als kompetent zu gelten, in der Lage sein muss, eine Unzahl substanzloser Füllwörter mehr oder weniger unbeholfen daherzustammeln: ganz ehrlich, weiß nicht, keine Ahnung – da läuft dann doch etwas schief.