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Dienstag, 24. November 2020

677

Der Lackmustest für jedes Denken: Trägt es die Kraft in sich, im uferlosen Strom des Wirklichen sowohl Floß als auch Ruder zu sein? Wenn nicht, dann geh weiter und schüttle den Staub von Deinen Füßen.

Samstag, 21. November 2020

676

Es ist nicht eins: Glück an sich und Glück für mich. Glück für mich kann durch einen existenziellen Riss vom Glück an sich geschieden sein. Mitten im Glück an sich, vom Glück an sich umfangen, kann ich für mich selbst leer ausgehen, kann ich mit meiner Glücklosigkeit hadern. Was man begehrt ist nicht notwendig das, was mein Herz begehrt. Man spricht da gerne von Undankbarkeit. Ich selbst für mich eher von verzweifelter Hoffnung.

Donnerstag, 19. November 2020

675

Von Menschen, die Menschen führen sollen, erwarten wir üblicherweise, dass sie Menschen führen wollen, dass sie dies natürlicherweise können und dass sie diese Kunst durch Erfahrung und Methode verfeinern. Für diesen Ansatz sprechen gute Gründe. Allerdings: So vorgestellte Menschenführung ist kaum mehr als Funktion der jeweils gegebenen Natur, der jeweils gegebenen Interpretation und deren technischer Perfektionierung.

Meine Behauptung, gestützt auch auf eingehende Beobachtung: Niemand kann Menschen gut führen, es sei denn, er kann sich selbst gut führen. Dem Anspruch, andere zu führen, muss der Anspruch der Selbstführung vorausgehen. Streng genommen dürfen wir Menschen nur der Führung jener Menschen anvertrauen, die willens und fähig sind, ihre je eigene Natur und ihre je eigenen Interpretationen durch den wilden Strom der Wirklichkeit hindurch zu leiten. Dies gilt insbesondere im Kontext des Politischen und des Militärischen, im Kontext potenzieller Gewaltsamkeit.

Sonntag, 15. November 2020

674

Selbst ausgewachsene UniversitätsprofessorInnen tappen gerne in die Pubertätsfalle. Sie halten das, was sie wahrnehmen und interpretierend wiedergeben, für neu und einzigartig. Das ist es aber nur für sie. Nicht an sich.

673

Selbstbeobachtung: Dekadenz kann ich besser ertragen als Dummheit.

Mittwoch, 11. November 2020

672

Es ist hilfreich, sich gelegentlich an die Herkunft der modernen Wissenschaft zu erinnern. Sie ist auch und gerade geboren aus dem Bemühen, der schwächelnden (christlichen) Religion aufzuhelfen. Darin ist sie gescheitert. Stattdessen hat sie den Platz der Religion eingenommen. Geblieben ist ihr eine strukturelle Ähnlichkeit: Sie ist bestrebt (wie einstmals die Religion), dem Wirklichen das Wahre zu entnehmen, die Wahrheit aus dem Wirklichen herauszulesen.

671

Wo wir von Fakten oder Tatsachen sprechen, dort fangen die Fragen des Denkens erst an. Aber natürlich auch die Spekulationen der Spinner.