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Sonntag, 26. Oktober 2025

1173

Toleranz ist eine fragwürdige Haltung. Sie ist lediglich eine verschleierte Form der Selbstbehauptung.

1172

Das Konzept der sogenannten Inneren Führung als binnenkulturelles Ideal der deutschen Streitkräfte wird sich erst dann als hilfreich erweisen, wenn es den Raum dafür öffnet, sich selbst zu überwinden.

Samstag, 18. Oktober 2025

1171

In der Debatte um die Gestaltung der neuen Wehrpflicht in Deutschland bewegt auch die Frage danach, warum die zunächst betroffenen Generation kein Interesse daran hat, ihrer bürgerlichen Rolle zu entsprechen und der damit verbundenen Verpflichtung nachzukommen. Mit den Begriffen aufgeklärter Rationalität lässt sich der Grund vielleicht so angeben: Die betroffene Generation (Z) verwechselt Autonomie und Authentizität, glaubt autonom zu sein, indem sie authentisch ist. Für diese Verwechslung gibt es viele Ursachen und viele Verursacher. (Unwissentlich und unwillentlich) mitverantwortlich ist nicht zuletzt die aufgeklärte Rationalität selbst. Wenn das Ideal der Autonomie, damit zugleich das Ideal der Freiheit auf reale Menschen trifft, dann darf man sich nicht wundern, wenn hier vernünftige Selbstbestimmung und natürliche Bestimmtheit durcheinander geraten.

1170

Gerne wird gerade dann nach Ethik gefragt, wenn (normativ) entschieden werden muss und nicht entschieden werden kann. Ethiker, die ihr Fach und ihr Handwerk halbwegs verstehen, verweigern sich hier besser einer Antwort. Verständige Ethiker haben in normativen Fragen keinen Rat, sie haben bestenfalls ein halbwegs angemessenes Kriterium.

Samstag, 11. Oktober 2025

Montag, 29. September 2025

1168

Was mich an den Laudationes zu meinen verschiedenen Verabschiedungen stets verwirrt hat: Sie deuten das Sichtbare als das Authentische, die erscheinende Wirkung meiner Selbsthandhabung als das mir Wesentliche. Mein praktischer Wille wird also in eins gesetzt mit meiner Natur. Das ist selbstverständlich völlig abwegig, allerdings haben die jeweiligen Laudatoren offenbar das wahrgenommen, was sie wahrnehmen sollten. Mission accomplished.

Donnerstag, 25. September 2025

1167

Im endgültigen Abschied deutet sich immer auch die Endgültigkeit des Todes an, das Ende alles Gültigen im Tode.

1166

Entzauberung hat etwas Entlastendes und Entspannendes.

1165

Ergebnis der inhaltlichen Selbsterinnerungen der vergangenen Wochen: Wenn man überhaupt davon sprechen will, dass ich so etwas wie Ethik vertrete, dann stehe ich für das, was man vielleicht enthaltsame Ethik nennen könnte. Das gilt es, verständlich zu machen und operativ zu wenden.

Mittwoch, 3. September 2025

1164

Die Debatten zur Reaktivierung der Wehrpflicht in Deutschland sind in vielerlei Hinsicht entlarvend. Nicht zuletzt markieren sie noch einmal den Hiatus, der sich in den vergangenen Jahren zwischen Staat und Zivilgesellschaft mehr oder weniger schleichend aufgetan hat, gerade auch in der Wahrnehmung und im Selbstverständnis der nachwachsenden Generationen.
Die Wirklichkeit der staatsbürgerlichen Idee hat hier mittlerweile endgültig das Zeitliche gesegnet. Staat und Politik haben nun Leistungserwartungen zu erfüllen, dies zur Gewährleistung eines weitgehend belastungs- und belästigungsfreien Lebensvollzuges der Gesellschaftsangehörigen. Das, was der republikanisch und demokratisch gedachte Staatsbürger der Idee nach selbstverständlich vernünftigerweise um seiner selbst, auch um seiner Freiheit Willen wollen und tun muss, wird unter den veränderten, realen Voraussetzungen zu einer ungehörigen, belastenden und belästigenden Zumutung von Seiten des als Gegenüber begriffenen Staates. Der Staat ist nun nicht mehr Bürgergemeinschaft, sondern Anbieter mehr oder weniger attraktiver politischer Leistungen. Der Gesellschaftsangehörige ist nicht mehr aktiv beteiligter Bürger, sondern passiv fordernder Zivilist.
Angesichts dieser Diagnose helfen idealistische Nostalgie oder nostalgischer Idealismus wenig. Im Ende der staatsbürgerlichen Idee zeigt sich noch einmal nichts anderes als das immer und überall unvermeidliche Scheitern von Idealen im und am Wirklichen. Für Neukonstruktion und Wiedervermehrung der deutschen Streitkräfte muss das bedeuten: Die Bundeswehr darf nicht länger und nicht neu auf Voraussetzungen bauen, die heute mehr denn je verloren sind. Auch darf sie nicht länger und nicht neu so angelegt werden, dass sie die nicht (mehr) gegebenen (staatsbürgerlichen) Voraussetzungen allererst zu schaffen genötigt ist. So belastet würde sie künftig weniger denn je das erreichen können, was zu erreichen heute mehr denn je ihr wesentlicher Auftrag ist: defensive Kampfkraft. Im Angesicht der politischen und gesellschaftlichen Lage scheint es vielmehr sinnvoll zu sein, das Gewordene anzuerkennen und grundlegend neu anzusetzen – gerade auch in Fragen der Selbstverständigung und der Selbstvergewisserung.